ZVEH:
Digitalisierung im Mittelpunkt
Digitalisierung und
Qualifizierung von Mitarbeitern für die digitale Welt
waren die Schwerpunkte des E-Kongresses, den der
Zentralverband der Deutschen Elektro- und
Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) am 15. und 16.
September in Bonn veranstaltete.
Rund 100 Obermeister aus ganz Deutschland trafen
sich in Bonn zum E-Kongress. Die Diskussionen mit
Vertretern aus Industrie, Elektrogroßhandel und
Wissenschaft mündeten in der „Bonner Erklärung“ der
E-Handwerke. Darin werden die große Bedeutung der
Digitalisierung und die Rolle der E-Branche im Rahmen
dieser Entwicklung hervorgehoben.
Im Mittelpunkt der Erklärung stehen fünf Aspekte:
Wertschöpfungsketten, Neue Services, Kooperation und
Eigenständigkeit, Qualifizierung und Markenpolitik.
ZVEH-Präsident Lothar Hellmann fasste den Inhalt
zusammen: „Zunehmend kristallisiert sich heraus, dass
es immer weniger darum geht, den Kunden Produkte im
herkömmlichen Sinn anzubieten. Vielmehr rückt die
perfekte Dienstleistung in den Fokus.“ Wer in dem sich
stetig wandelnden Umfeld erfolgreich bleiben wolle,
müsse somit seinen Service optimieren. Dies
bekräftigte auch Dr. Jens-Uwe Meyer (Innolytics). Der
Gastreferent betonte, dass der „digitalisierte Kunde“
zunehmend höhere Ansprüche an seine Dienstleister
stelle.
Direkten Kundenkontakt wahren
„Für die gesamte E-Branche ist es daher besonders
wichtig, weitreichenden Zugang zu modernen
Technologien, Daten und Software zu erhalten, um
passgenaue Service-Modelle entwickeln zu können“, so
Hellmann. Die E-Handwerke ständen vor der
Herausforderung, die partnerschaftliche Zusammenarbeit
mit Industrie und Großhandel an die neuen
Anforderungen anzupassen. Für alle sei es essentiell,
ihre jeweiligen Stärken in den Wertschöpfungsketten
auszubauen, ohne dabei in die Kernkompetenzen der
Mitstreiter einzugreifen. Der ZVEH-Präsident sagte:
„Für die E-Handwerksunternehmen ist es elementar, die
Freiheit bei der Wahl der Produkte und bei der
Kalkulation zu behalten. Vor allem aber müssen sie
ihre Selbstständigkeit sowie den direkten
Kundenkontakt wahren und dürfen sich nicht in die
Rolle des Subunternehmers drängen lassen.“ Von der
Sichtbarkeit der E-Handwerksbetriebe im Markt würden
wie bisher die Verbraucher profitieren – und auch die
Partner.
Mit Industrie und Elektrogroßhandel steht der ZVEH
kontinuierlich in Kontakt, um die künftigen Schritte
abzustimmen. Hans-Georg Krabbe (Vorstandsvorsitzender
ABB Deutschland) begrüßte den konstruktiven Dialog
mit den E-Handwerken. Die Digitalisierung biete der
E-Branche die größten Chancen seit der
Elektrifizierung, die man man gemeinsam nutzen müsse.
Dafür sollte auch ein besonderes Augenmerk auf die
Qualifizierung der Fachkräfte gelegt werden, sagte Dr.
Christian Welzbacher, Leiter des
Heinz-Piest-Instituts. Insbesondere die
Ausbildungsinhalte müssten den neuen digitalen
Aufgabengebieten der E-Handwerke gerecht werden. In
einem Pilotprojekt des ZVEH in enger Kooperation mit
dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie sei
auch festgestellt worden, dass sich die
Ausbildungsformen wandeln müssen und auch das Profil
der Ausbilder neue Qualifikationen erfordert. Weitere
Ergebnisse des Projekts würden in den nächsten Wochen
präsentiert.
Agenda zur Digitalisierung im E-Handwerk
Ergänzend stellte ZVEH-Vizepräsident Christoph Hansen
die „Agenda zur Digitalisierung im E-Handwerk“ vor,
deren Inhalt als Basis für die Bonner Erklärung
diente. In Podiumsdiskussionen wurden abschließend
zahlreiche Facetten der Digitalisierung und ihre
Auswirkungen auf die E-Branche diskutiert. Neben
Meyer, Krabbe und Welzbacher nahmen daran auch Holger
Heckle (VEG), Adalbert Neumann (Busch-Jaeger),
Karlheinz Reitze (Viessmann) und Thorsten Janßen (BFE
Oldenburg) teil. Sie stimmten unter anderem darin
überein, dass die zunehmend von den Kunden
nachgefragten Beratungen bepreist werden müssten, um
im Markt wettbewerbsfähig zu bleiben. Individuelle
Beratung vor Ort sei vor allem ein großer Trumpf im
Verhältnis zu großen Wettbewerbern wie Amazon oder
Google, die diesen Service aufgrund ihrer Strukturen
nicht leisten könnten.
Hellmann resümierte: „Der konstruktive Austausch mit
unseren Partnern hat gezeigt, welch große Bedeutung
der E-Kongress schon mit seiner zweiten Ausgabe
gewonnen hat. Wir sind zuversichtlich, die vor uns
liegenden Aufgaben gemeinsam erfolgreich zu meistern
und die Chancen der Digitalisierung nutzen zu können.“
Ziel sei es zudem, aus dem Kreis der Industrie- und
Großhandelspartner weitere Unterstützung für die
Bonner Erklärung zu erhalten. „Bei den wichtigen
Weichenstellungen der Zukunft müssen wir an einem
Strang ziehen. Die Agenda Digitalisierung, die nicht
statisch ist und von uns kontinuierlich
weiterentwickelt wird, setzt zusammen mit der Bonner
Erklärung die Leitplanken für das Agieren der
gesamten E-Branche.“